Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Polit-Talk“ war die Bundestagsabgeordnete Michelle Müntefering zu Gast bei den Wirtschaftsjunioren. Inhaltlich ging es um die Frage, wie den gegenwärtigen Problemen im Ruhrgebiet begegnet werden und wie die Attraktivität des Ruhrgebiets für junge Familien gesteigert werden kann.

Einigkeit bestand darin, dass sich das Ruhrgebiet als Wirtschaftsstandort und Lebensraum einer Vielzahl von Herausforderungen stellen muss: Der Strukturwandel ist noch nicht abgeschlossen, die steigende Lebenserwartung und die sinkenden Geburtenraten führen zu einer Überalterung der Gesellschaft und gut ausgebildete Fachkräfte sind Mangelware.

Frau Müntefering sah die Lösung vor allem in einem guten und durchlässigen Bildungssystem, das junge Menschen gezielt qualifiziere und sich dabei an den Anforderungen der Wirtschaft orientiere. Nur so könne man auf den drohenden Fachkräftemangel reagieren.

Ein gutes Ausbildungssystem sei aber auch eine finanzielle Frage. In Zeiten leerer kommunaler Kassen müsse deshalb der Bund eingreifen und zusätzlich Gelder zur Verfügung stellen. Anderenfalls könnten Land und Kommune ihre Aufgaben nicht mehr sachgerecht erfüllen.

Bildung war auch nach Ansicht der anwesenden Wirtschaftsjunioren der Schlüssel zum Erfolg. Ausbildung und Beruf gerieten aber viel zu spät ins Bewusstsein von Lehrern und Schülern. Junge Menschen müssten von den Schulen besser auf das Berufsleben vorbereitet werden. Vor allem müsse es mit Blick auf den wachsenden Fachkräftemangel gelingen, Schulversager mitzunehmen und durch gezielte Förderung für den Berufsalltag fit zu machen. Ein Beitrag hierzu seien die an regionalen Schulen von den Wirtschaftsjunioren angebotenen Bewerbungstrainings, mit denen Schüler fit für den Berufsstart gemacht werden. Unverständlicherweise werde dieses Angebot von Politik und Schulen aber nur unzureichend genutzt. Dies müsse sich ändern.

Insgesamt müsse zudem ein politisches Zukunftskonzept für das Ruhrgebiet geschrieben werden. Die vorhandenen Potenziale insbesondere in der Infrastruktur müssten für die Neuansiedlung von Unternehmen genutzt werden. Dann sei das Ruhrgebiet auch für auswärtige Arbeitskräfte zunehmend attraktiver.

Florian Zahn, AK-Leiter „Wirtschaft, Politik und Kultur“: „Der heutige Polit-Talk hat abermals bewiesen, dass Politiker und Wirtschaftsjunioren von einem gegenseitigen Austausch profitieren können. Frau Müntefering hat Einblicke in politische Gestaltungsmöglichkeiten gewährt, konnte aber auch viele Vorschläge und Anregungen der Wirtschaftsjunioren mitnehmen. Gleichzeitig haben die Wirtschaftsjunioren gezeigt, dass sie nicht bei Forderungen belassen, sondern mit Projekten wie dem JOBGURU selbst anpacken und Lösungen liefern. Wir danken Frau Müntefering für einen äußerst interessanten und aufschlussreichen Abend. Wir würden uns freuen, sie auch in Zukunft bei uns begrüßen zu dürfen.